Kommission startet EGNOS Open Service – kostenloser Zugang für Bürger und Unternehmen
Die Europäische Kommission hat heute die offizielle Aufnahme des Betriebs des geostationären Navigations-Ergänzungsdienstes für Europa (European Geostationary Navigation Overlay Service, EGNOS) bekannt gegeben, dessen offener Dienst Unternehmen und Bürgern nun unentgeltlich zur Verfügung steht. EGNOS ist Europas erster Beitrag zur Satellitennavigation und ein Vorläufer des globalen Satellitennavigationssystems Galileo, das die Europäische Union derzeit entwickelt. Hierzu erklärte der für Verkehr zuständige Vizepräsident der Kommission, Antonio Tajani: „Mit dem heute vollzogenen Schritt öffnen wir den europäischen Unternehmen und Bürgern den Zugang zu einer Vielzahl verbesserter Anwendungen und neuer Möglichkeiten dank präziserer Navigationssignale. Wir legen den Grundstein für eine Zukunft, die schon bald Wirklichkeit sein wird.“ EGNOS ist ein satellitengestütztes Ergänzungssystem, das die Genauigkeit der Signale für die Satellitennavigation in Europa verbessert. Die Ortungsungenauigkeit der derzeitigen GPS-Signale wird von circa 10 m auf 2 m verringert.
EGNOS ist sowohl für die europäischen Unternehmen als auch für die Bürger mit großen Vorteilen verbunden. Das System unterstützt neue Anwendungen auf unterschiedlichen Gebieten, zum Beispiel die hochpräzise Ausbringung von Dünger in der Landwirtschaft oder die automatische Mauterhebung und nutzungsabhängige Versicherungsregelungen im Verkehrssektor. Daneben kann EGNOS weitaus präzisere persönliche Navigationsdienste sowohl für allgemeine als auch spezifische Zwecke, z. B. Blindenführungssysteme, unterstützen. EGNOS wird im Einklang mit der Verordnung über den einheitlichen europäischen Luftraum für die Verwendung in der Luftfahrt und anderen sicherheitskritischen Bereichen zertifiziert werden. Ein sicherheitskritischer EGNOS-Dienst für Anwendungen, bei denen menschliches Leben auf dem Spiel steht, wird voraussichtlich bis Mitte 2010 eingerichtet. Dieser Dienst wird den Nutzern bei einer Fehlfunktion des Systems innerhalb von 6 Sekunden einen wertvollen Warnhinweis übermitteln. Ein kommerzieller Dienst, der sich derzeit in der Testphase befindet, wird ebenfalls 2010 zur Verfügung stehen. Sowohl der offene Dienst als auch der sicherheitskritische Dienst werden unentgeltlich erbracht, und die Europäische Union hat sich zur langfristigen Unterstützung von EGNOS, auch über die Indienststellung von Galileo hinaus, verpflichtet. Dabei soll auch die geografische Reichweite innerhalb des Erfassungsbereichs der drei beteiligten Satelliten ausgedehnt werden. Der EGNOS-Betrieb wird im Auftrag der Europäischen Kommission durch die von sieben Flugsicherungsdienstanbietern gegründete und im französischen Toulouse ansässige Gesellschaft European Satellite Services Provider (ESSP SaS) verwaltet. Der Vertrag zwischen der Kommission und ESSP SaS wurde am gestrigen 30. September unterzeichnet; er regelt die Verwaltung des EGNOS-Betriebs sowie die Instandhaltung des Systems bis Ende 2013.
Hintergrund: EGNOS umfasst drei Transponder an Bord von geostationären Satelliten sowie ein Bodennetz von rund 40 Ortungsstationen und vier Kontrollzentren, die alle miteinander vernetzt sind. Der Erfassungsbereich von EGNOS deckt fast alle europäischen Staaten ab; das System ist konzeptionell für die Ausdehnung auf andere Regionen wie Nordafrika und Nachbarstaaten der EU ausgelegt. Der offene EGNOS-Dienst ist im Erfassungsbereich des Systems allen Nutzern mit einem GPS/SBAS-kompatiblen Empfangsgerät zugänglich, allerdings ohne Leistungsgarantie und unter Ausschluss jeglicher Haftung. Die meisten heute in Europa verkauften Empfangsgeräte entsprechen den nötigen Anforderungen. Es ist weder eine Zulassung noch eine spezifische Zertifizierung der Empfangsgeräte notwendig. EGNOS wurde von der europäischen Industrie, der EGNOS-Betreiber- und Infrastrukturgruppe (EOIG) mit Unterstützung der Europäischen Kommission, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sowie Eurocontrol entwickelt. Seit dem 1. April befindet sich EGNOS im Eigentum der EU und wird von dieser verwaltet, während die ESA, die bei der Konzeption und Entwicklung des Systems federführend war, nun im Rahmen eines Delegationsabkommens mit der Europäischen Kommission Gestaltungs- und Beschaffungsaufgaben wahrnimmt.