Galileo Ausschreibung – drei von sechs Losen beauftragt
Die Beschaffung zum Aufbau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo macht zum Beginn des Jahres erhebliche Fortschritte – aber der Gesamtfortschritt lässt weiterhin zu wünschen übrig. Weiterhin bestehen viele Unsicherheiten auf Seiten des öffentlichen Auftraggebers EU und den beteiligten Unternehmen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten des im Juli 2008 initiierten Vergabeverfahrens kann die Europäische Weltraumbehörde ESA für den Januar 2010 die Bezuschlagung von gleich drei der insgesamt sechs zu vergebenden Arbeitspakete vermelden. Der Vertrag betreffend Arbeitspaket 1 – Systemplanung („System Support Services“) mit einem Volumen von 85 Mio. EUR geht an Thales Alenia Space. Das Arbeitspaket 4 zum sog. Weltraumsegment („Space Segment“) mit einem Volumen von derzeit 566 Mio. EUR wurde der deutschen OHB System AG (mit dem Unternehmen SSTL) bezuschlagt. Das Arbeitspakt 5 zu Stardienstleistungen („Launch Services“) mit einem Volumen von 397 Mio. EUR ging an Arianspace. Während Arianespace im Arbeitspaket 5 als einzelner Teilnehmer im wettbewerblichen Dialog praktisch als gesetzt anzusehen war, konnten sich die Bieter Thales Alenia Space bzw. die OHB System AG erfolgreich gegen ihre jeweiligen Mitbewerber Logica bzw. Astrium durchsetzen. Allerdings mussten auch die derzeitigen Gewinner einige Einbußen hinsichtlich der ursprünglich avisierten Auftragsvolumen hinnehmen. Sowohl in Arbeitspaket 1 wie auch in Arbeitspaket 4 kam es zu nicht unerheblichen Kürzungen bzw. budgetär begründeten Anpassungen. Hervorzuheben ist insbesondere hinsichtlich Arbeitspaket 4, dass die Beauftragung sich nur auf eine erste Tranche von 14 Satelliten beschränkt. Die Beauftragung erfolgt in einem Rahmenvertrag, der auch mit dem Wettbewerber Astrium abgeschlossen wurde. Wie die Beauftragung der übrigen Satelliten vonstattengehen wird, ist nicht vollständig geklärt. Es könnte also zu einer weiteren Vergabe im Wettbewerb kommen. Wann dies der Fall sein wird, unterliegt wiederum vor allem budgetären Rahmenbedingungen. Das Galileo System war urspr. mit 30 Satelliten geplant, von denen vier in der bereits laufenden Erprobungsphase zu beschaffen sind. Damit verbleiben – sofern der Plan noch erfüllt wird – nach den nun an die OHB System AG bezuschlagten 14 Satelliten also noch 12 weitere Satelliten zu beschaffen. Auch ein Blick auf die noch ausstehende Bezuschlagung der übrigen Arbeitspakete dürfte den Enthusiasmus über die aktuelle Beauftragung dämpfen. Die bereits eingetretenen Verzögerungen bei Vergabe der übrigen Arbeitspakte 2 (Bodeninfrastruktur – Ground Mission Segment), 3 (Kontrollsystem – Ground Control Segment)und 6 (Betrieb – Operations) dürfte sich letztlich auf den Gesamtzeitplan niederschlagen. Denn der Systemaufbau hängt entscheidend an diesen noch zu vergebenden Arbeitspaketen. Soll der Fertigstellungstermin in 2013 auch nur annähernd eingehalten werden, müssten die Vertragsschlüsse zu den noch offenen Arbeitspaketen in allernächster Zeit folgen. Daher ist nach wie vor nur verhaltene Freude über den Projektfortschritt angebracht.