Bundeswehr steht vor Milliardenfiasko – IT-Projekt „Herkules“ droht die Einstellung
Nach mehreren vertraulichen Berichten die dem „Handelsblatt“ vorliegen, laufen die Kosten des Projekts « Herkules » dramatisch aus dem Ruder. In dem Gemeinschaftsprojekt mit den Unternehmen Siemens und IBM will der Bund die hoffnungslos veraltete Informations- und Telekommunikationstechnik der Bundeswehr modernisieren. Ursprünglich sollten bis Ende 2010 rund 6.000 Kilometer Glasfaserkabel gelegt, die Streitkräfte mit 300.000 neuen Telefonen und 140.000 neuen Computern ausgerüstet werden. Anfangs sollte das Unterfangen 6,8 Mrd. Euro kosten, bereits zur Jahreswende 2008 jedoch, wuchs es auf 7,1 Mrd. Euro an und scheint heute unkalkulierbar. In den vertraulichen Papieren heißt es laut „Handelsblatt“ nun, ein erheblicher finanzieller Mehraufwand sei « nicht zu vermeiden ». Außerdem seien viele Arbeiten « noch nicht einmal begonnen ». Vielmehr hält das Verteidigungsministerium einen Mehrbedarf von « 10.000 IT-Arbeitsplätzen » für nötig und schlägt Alarm: « Herkules befindet sich in einer kritischen Phase ». Die Haushälter aller Parteien haben dem Ministerium nun Auflagen gemacht. So soll das Ministerium sicherstellen, dass wegen der schlechten Ergebnisse keine weiteren Boni an Manager des eigens gegründeten Kooperationsunternehmens BWI-IT fließen. BWI-IT hingegen rechtfertigt die Verzögerungen und Mehrkosten: « Die Ausschreibung war europaweit. Vieles in der Kalkulation beruhte auf Annahmen, nicht auf Prüfungen vor Ort », sagte Sprecher Jochen Reinhardt. Boni würden dennoch bezahlt, allerdings ausschließlich « leistungsbezogen ». Ende 2006 hatte der Bundestag grünes Licht an das Konsortium gegeben. Wegen der hohen Kosten stimmte die Mehrzahl der Abgeordneten für die Zusammenarbeit mit privaten Firmen. Doch in einem Schreiben an die Parlamentsausschüsse betont Staatssekretär Rüdiger Wolf nun die « deutlich unterschätzte Komplexität » und stellt weiterhin fest: « Die IT-Netze entsprechen nicht den Anforderungen der Streitkräfte. »